Selbsthilfegruppe für jung und jung gebliebene Schädel- Hirnverletzte

10.Kongress 2016


10. Nachsorgekongress in Berlin

Vom Donnerstag, den 25. Februar bis zum Freitag, den 26. Februar 2016 fand in der Eventpassage Berlin, Kantstrasse 8, der 10. Nachsorgekongress statt. Veranstalter war die ZNS-Hannelore-Kohl Stiftung, Rochusstraße 24, 53123 Bonn.

„Wege von der medizinischen Rehabilitation in die Teilhabe – Lösungsansätze!"

…war das Hauptthema des Nachsorgekongresses. Das Ziel des Kongresses war es, Betroffene, in der Rehabilitation Tätige, Vertreter der Politik und Vertreter der Kostenträger über den Stand der Rehabilitations- und Behandlungs-möglichkeiten, aber auch über deren Umsetzung im Alltag zu informieren und zum Gedankenaustausch anzuregen. Es ging also weniger darum, wissenschaftliche, sozialrechtliche oder klinische Einzelheiten darzulegen, sondern einen für alle verständlichen Überblick über das Thema zu geben.

Fotos: Motel One

Die Anreise erfolgte schon am Mittwochvormittag. Die Übernachtungen fanden im Motel One statt, welches den Vorteil hatte, unmittelbar neben der Eventpassage zu sein. Also kurze Wege zum Kongress. Zu dieser Jubiläumsveranstaltung wurde auch erstmals ein Fotowettbewerb ausgeschrieben.

„Ihr Bild – Inklusion und Teilhabe von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen"

war das Thema des Fotowettbewerbs. Viele Fotos wurden eingereicht und die Jury hatte es nicht leicht eine Auswahl für die zehn besten Fotos zu treffen. Jedoch schafften es zehn Teilnehmer für die Endausscheidung.

Der 10. Nachsorgekongress wurde für den Gruppenleiter der SHG-Darmstadt besonders interessant, denn er wurde von der ZNS-Hannelore-Kohl Stiftung zur diesjährigen Podiumsdiskussion eingeladen. Neben zwei anderen Betroffenen nahm Jürgen Kammerl die Gelegenheit wahr, seine Problematik und Wünsche an die Zuhörer zu äußern. Besonders der Wunsch nach mehr Anerkennung und Akzeptanz bezüglich der unsichtbaren Behinderungen fanden beim Publikum breiten Zuspruch.

Das Programm des Nachsorgekongresses fand wie folgt statt:

Donnerstag, 25. Februar 2016

Von 10:30 - 10:35 Uhr eröffnete Herr Achim Ebert mit der Begrüßung durch die Arbeitsgemeinschaft Teilhabe, Rehabilitation, Nachsorge und Integration nach Schädelhirnverletzung den Kongress. Anschließend folgten weitere Grußworte von:

  • Dr. rer. pol. Rolf Schmachtenberg, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Leiter der Abteilung V: Teilhabe, Belange behinderter Menschen, Soziale Entschädigung, Sozialhilfe
  • Thomas Härtel, Vizepräsident, Deutscher Behindertensportverband e.V. – National Paralympic Committee Germany, Frechen

Von 11:00 - 11:10 Uhr berichtete Achim Ebert von der AG Teilhabe, Rehabilitation, Nachsorge und Integration nach Schädelhirnverletzung, was sich seit dem 9. Nachsorgekongress tat. Ein Resümee.

Von 11:10 - 11:55 Uhr Key Lectures:

  • Prof. Dr. Claus-Werner Wallesch, Vorsitzender der DGNR, Elzach „Nach der Medizinischen Rehabilitation: Wer unterstützt die Teilhabe von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen (MeH)?"
  • PD Dr. Kristina Müller, Chefärztin der Klinik für Neuropädiatrie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch: „Was bedeutet "Partizipation" für Kinder?"

Von 11:55 - 12:15 Uhr fand dann eine Kaffeepause statt.

Von 12:15 - 13:00 Uhr fanden die Interviews mit den Betroffenen statt. Thema des Forums war:

Wege aus der medizinischen Rehabilitation in die Teilhabe - Lösungen?!

Fotos: Podiumsdiskussion

Die Interviewpartner waren (v.l.n.r):

  • Julia Hierl in Begleitung von Maria Dotzler - Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg, Regensburg Verein zweitesLEBEN e.V., Regensburg
  • Marcus Pobel in Begleitung von Heidi Hellbach UKT - Unfallkasse Thüringen, Gotha
  • Jürgen Kammerl, Gruppenleiter der SHG-Darmstadt

Foto: Interview mit Jürgen Kammerl (SHG-Darmstadt)

An der Podiumsdiskussion nahmen ca. 300 interessierte Zuhörer teil. Das Interesse war sehr groß. Auch Harald Viestenz und Gunnar van der Pütten (Motivationspreisträger 2014) kamen zu diesem Kongress und verfolgen gespannt die Berichte der Betroffenen. Die Moderation übernahm Herr Martin Winkelheide, Wissenschaftsjournalist, Köln.

Von 13:00 - 14:30 Uhr fand dann die Mittagspause statt. Gleich im Anschluss begann der Impulsvortrag zur Einleitung der 5 Diskussionsforen. Dieser wurde geführt von:

  • Richard Fischels, Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Leiter der Unterabteilung Va: Prävention, Rehabilitation und Behindertenpolitik:

     "Aktueller Stand des Bundesteilhabegesetzes und Bericht über die Initiative Reha Innovativ"

Nach dem Impulsvortrag fanden dann von 15:00 - 17:30 Uhr die einzelnen Diskussionsforen statt:

Diskussionsforum I:

„Alte Berge, neue Pfade- Kindheit/Adoleszenz, Rehabilitation und Teilhabe"

Diskussionsforum II

„Regionale unabhängige Beratung - ein entscheidender Baustein für einen individuellen erfolgreichen Teilhabeprozess - Welche Strukturen und Qualitätsstandards in der Beratung von MeH gibt es bisher und was muss sich noch ändern?"

Diskussionsforum III

„Ausbildung, Studium, berufliche Neuorientierung nach erworbener Hirnschädigung - Wege in den 1. Arbeitsmarkt"

Diskussionsforum IV

„Mit nachgehender Reha und Kurzzeitpflege in die Teilhabe - Fit für zuhause"

Diskussionsforum V

"Sind Recht haben und Recht kriegen zweierlei?"

Um 17.30 Uhr war der erste Kongresstag zu Ende. Ein sehr anstrengender, aber informativer Tag. Da kam als Ausklang das „Come together" gerade recht…

18:00 Uhr „Come Together"

Wie auch im letzten Jahr fand für TeilnehmerInnen und ReferentInnen im Alt-Berliner Biersalon, Kurfürstendamm 225/226, 10719 Berlin das Come together statt, welches ein gemütliches Beisammensein und ein gemeinsames Abendessen beinhaltete.

Fotos: Come together im Alt-Berliner Biersalon

Hier hatte man die Möglichkeit, neben den vielen Informationsbeiträgen in der Eventpassage, sich mit anderen Betroffenen bzw. Kongressteilnehmern zu unterhalten und sich auszutauschen. Hier waren Betroffene, Ärzte, Pflegepersonal, Kostenträger und Vertreter der Politik gebündelt beisammen. Eine ideale Plattform, Belange anzusprechen, die sonst keinerlei Zuspruch finden. Zum Beispiel die Einführung eines Kennbuchstabens im Schwerbehindertenausweis für Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

Fotos: Beim Come together

Herr Achim Ebert von der Arbeitsgemeinschaft – Teilhabe, Rehabilitation, Nachsorge und Integration hat dieses schon mehrmals bei Politik und Gremien zur Sprache gebracht. Leider bislang ohne Erfolg. Aber er bleibt dran. Angesichts der stetig ansteigenden Anzahl von Menschen mit erworbenen Hirnschäden (MeH) wird dies unabdingbar.


Freitag, 26. Februar 2016

Von 09:00 - 09:30 Uhr wurden in einer Zusammenfassung die Ergebnisse aus den Diskussionsforen I – V von Dr. med. Johannes Pichler, NeuroRehaTeam Pasing, Tagesklinik für neurologische Komplexbehandlungen & Nachsorge, München vorgestellt.

Von 09:30 - 09:55 Uhr fand die Preisverleihung des Fotowettbewerbs:

„Ihr Bild - Inklusion und Teilhabe von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen"

statt. Von den vielen eingereichten Fotos kamen 10 Fotos in die Endaus-scheidung. Diese Bilder wurden aktuell auf dem Jubiläumskongress in Berlin am 25. und 26. Februar 2016 ausgestellt. So konnte jeder der anwesenden Kongressteilnehmer seinen persönlichen Favoriten auswählen und abstimmen.

Foto (links): Der Gruppenleiter der SHG-Darmstadt zeigt auf sein Foto Nr.4

Auch der Gruppenleiter der SHG-Darmstadt beteiligte sich mit einem Foto am Wettbewerb. Nr.4 war die Wahlnummer des Bildes, welches er eingereicht hatte und dort ausgestellt wurde. Zuvor fand jedoch ein musikalischer Beitrag von Sebastian Zachau, Pianist aus München statt. Er spielte von Bach die „Mondscheinsonate 1. und 2. Satz. Aufmerksam lauschten die Zuhörer seinen Klavierspielkünsten. Danach folgte dann die Auszeichnung der drei Preisträger.

Foto: Preisvergabe zweiter Platz (v.l.n.r.: Achim Ebert und Jürgen Kammerl)

Herr Achim Ebert überreichte Jürgen Kammerl den zweiten Preis, ein Apple iPad Air Tablet. Der erste Platz, ein Wochenende in einem Hotel und der dritte Platz, ein Fotoapparat, konnte nicht überreicht werden, da die Gewinner nicht anwesend waren. Diese wurden Ihnen per Post zugeschickt. Nach der Preisverleihung ging es dann wieder im Programm weiter wie folgt:

Von 09:55 - 10:25 Uhr "Die hirnverletzte Familie - teilhabeorientierte Beratung und Therapie des Beziehungssystems"

Fotos: Thilo Müller

Thilo Müller, Rehabilitationsklinik Zihlschlacht. Kognitive und neuropsychiatrische Frührehabilitation, Zihlschlacht/TG, Schweiz

Das war ein Thema, welches viele Betroffene und Angehörige von Schädel-Hirnverletzungen anging. Ein sehr interessanter und treffender Vortrag.
„Den Nagel auf dem Kopf getroffen" waren viele Zuhörer der Meinung, wie auch ich.

10:25 - 10:45 Uhr Kaffeepause

10:45 - 12:30 Uhr Podiumsdiskussion zum Thema "Wege aus der medizinischen Rehabilitation in die Teilhabe - Lösungen?!"

mit anschließender Einbeziehung des Plenums:

  • Dr. Wolfram Friedersdorff, Volkssolidarität Bundesverband e.V., Berlin
  • Werner Hesse, DPWV Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e.V., Berlin
  • Christa Ratto, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
  • Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Rehabilitationszentrums Bethesda kreuznacher Diakonie, Bad Kreuznach
  • Deutsche Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter e.V. (DVfR),Heidelberg
  • Prof. Dr. Dr. Paul-Walter Schönle, Maternus-Kliniken AG, Bad Oeynhausen
  • Dr. Helga Seel, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR), Frankfurt
  • Prof. Helmhold Seidlein, Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD), Berlin
  • rof. Dr. Claus-Werner Wallesch, Vorsitzender der DGNR, Elzach

Die Moderation führte Lorenz Maroldt „Der Tagesspiegel"

12:30 - 12:50 Uhr Christoph Kalchgruber, Doris Neidel,

Steuerungsgruppe BAG Wohnen MeH Hannes Müller, Thomas Snider, Steuerungsgruppe AG Werkstätten für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen Berichte zu den Aktivitäten aus den Arbeitsgemeinschaften BAG Wohnen MeH sowie BAG Werkstätten für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen

12:50 - 13:00 Uhr Achim Ebert

Resümee und Ausblick auf den 11. Nachsorgekongress
*) MeH = Menschen mit erworbenen Hirnschäden

Der Nachsorgekongress war nun zu Ende. Die Referenten verdeutlichten in Ihren Vorträgen eine gewisse Notwendigkeit von Verbesserungen im Gesundheitssystem. Die Hirnverletzte Familie? „Therapie des Beziehungssystems" war ein herausragender Vortrag. Viele Beziehungen werden auf die Probe gestellt, nachdem ein Partner eine Schädel-Hirnverletzung erhielt. Hier wurden Möglichkeiten aufgezeigt, dem entgegenzuwirken. Der Kongress war sehr informativ und interessant. Viele wertvolle Informationen konnte ich, als Gruppenleiter für unsere SHG-Darmstadt mitnehmen.