Selbsthilfegruppe für jung und jung gebliebene Schädel- Hirnverletzte

8.Welthirntumortag


8.Welthirntumortag im Klinikum Darmstadt

Am Samstag, den 08.06.2013 fand von 10.00 Uhr – 16.00 Uhr im Klinikum Darmstadt der "Tag der offenen Tür in der Neurochirurgie" – Diagnostik, Technik, Forschung statt. Aus Anlass des 8. Welthirntumortages hat die Neurochirurgie des Darmstädter Klinikums an diesem Samstag zum ersten Mal ihr Leistungsspektrum bei einem Tag der offenen Tür öffentlich vorgestellt.

Foto: Klinikausstellung

„Wir sind gut gestartet, aber noch steigerungsfähig“, sagt Peter Ulrich. Er ist Direktor der im März 2011 in Darmstadt eingerichteten Neurologischen Klinik sowie der Neurologischen Klinik Offenbach. Rund 1000 Patienten werden im Darmstädter Klinikum pro Jahr behandelt. Eingriffe am Gehirn, am Rückenmark, an der Wirbelsäule und an peripheren Nervenbahnen gehören für die zehn Ärzte und rund 50 Pflege- und Therapiekräfte der Neurochirurgie zum Alltag.

Die Folgen von Schlaganfällen und Gefäßmissbildungen werden so behandelt. Ein zentrales Arbeitsgebiet des Teams um Peter Ulrich ist darüber hinaus die Behandlung von Hirntumoren. Den 8. Welthirntumortag nutzte die Neurochirurgie des Klinikums deshalb, um ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei wurde deutlich:
Neurochirurgie ist eine High-Tech-Medizin, die zugleich ein hohes Maß an Sensibilität verlangt.

Foto: Darstellung eines offenen Schädelmodells

Das konnten die Besucher beim Tag der offenen Tür praktisch nachvollziehen. Bohrer zum Öffnen der Schädeldecke und endoskopische Operationsbestecke standen zum Ausprobieren bereit. Doch statt an Schädeldecke und Gehirnwindungen konnten die Besucher an Paprika und Wassermelone erfahren, wie feinfühlig ein Chirurg bei einem Eingriff vorgehen muss.

Foto: Gabi, Karin und Anja von der SHG-Darmstadt

Unsere SHG-Mitglieder Gabi, Karin und Anja ließen sich die Gelegenheit, selbst mit Operationsgeräten zu hantieren, nicht entgehen. Gabi und Karin sind Schlaganfallbetroffene und Anja erlitt schon in sehr jungen Jahren ein schweres SHT (Schädel-Hirntrauma). Alle SHG'ler nutzten den Tag der offenen Tür, um ihren Blickwinkel der Neurochirurgie zu erweitern:

„Es ist sehr faszinierend zu sehen, was man heute anhand der modernen Neurochirurgie alles machen kann!“, sind sich alle einig.

Foto: Oberarzt Dr. Bode am Ultraschallgerät

Neben den zahlreichen Ausstellern, fanden an diesem Tag ein sehr interessantes Vortragsprogramm statt, das im Seminarraum in der medizinischen Klinik abgehalten wurde. Hier konnten auch von den Besuchern die Fragen zum Thema Hirntumor beantwortet werden.

Das Programm begann um 11.00 Uhr wie folgt:

  • 11.00 Uhr Begrüßung und Vortrag "Der Feind im Hirn – Historie eines 100-jährigen Krieges" von Priv. Doz. Dr. med. Peter T. Ulrich, Klinik für Neurochirurgie
  • 11.30 Uhr Symptome und Diagnostik - Priv. Doz. Dr. med. Rainer Kollmar, Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie
  • 12.00 Uhr Bildgebung von Hirntumoren - Alexander Steinmetz, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Foto: Aufmerksame Zuhörer im Seminarraum

  • 12.30 Uhr Hirntumor – Wann und wie wird operiert? - Dr. med. Piotr Czochra, Klinik für Neurochirurgie
  • 13.00 Uhr Stammzellen zur Behandlung des ZNS-Lymphoms - Prof. Dr. med. Helga Bernhard, Medizinische Klinik V – Onkologie und Hämatologie
  • 13.30 Uhr Strahlentherapie bei Hirntumoren - Dr. med. Karin Höfling-Pfirmann, Institut für Radioonkologie und Strahlentherapie
  • 14.00 Uhr Hirntumor? Betroffen und allein? Mit „Selbsthilfe“ – ein möglicher Weg! - Jürgen Kammerl, Selbsthilfegruppe für Schädel-Hirnverletzte, Darmstadt
Fotos: Jürgen Kammerl

Der Gruppenleiter der SHG-Darmstadt widmete sich in einem 20-minütigem Vortrag rund um das Thema Selbsthilfe bei Hirntumor.
„Die eigene Persönlichkeit und das Gehirn sind eng miteinander verbunden. Mit Hilfe des Gedächtnisses, der Sprache und unseren Erfahrungen bauen wir unsere Persönlichkeit auf. Die Persönlichkeit ist keine Hirnfunktion, die sich an einer Stelle des Gehirns orten lässt. Sie ist auch nicht in der Bildgebung sichtbar. Sie entsteht aus den Geschichten, die wir über uns erzählen. Keine Geschichten im luftleeren Raum, sondern sie speist sich aus dem sozialen und kulturellen Kontext.

Eine große Hilfe für hirnverletzte Menschen, ihre Persönlichkeit wieder zu finden, ist der Austausch in einer Gruppe von Mitbetroffenen. Der Spiegel der anderen hilft, sich besser kennen zu lernen." so Kammerl.

Besonders erfreulich war der Besuch zweier Mitglieder aus der Aschaffenburger Selbsthilfegruppe, die extra deswegen angereist waren. Neben den Vorträgen wurden in einer Fachausstellung interessante Themen vorgestellt:

  • Der Neurochirurgische OP
  • Bohrlöcher selbstgemacht
  • Ultraschall-Vorführung
  • Selbsthilfegruppe SHG-Darmstadt
  • Ausstellung verschiedener Firmen

Leib, Seele und Geist...
Außer Besuchern, die wie sie ein berufliches Interesse mitbrachten, gehörten vor allem neurologische Patienten sowie deren Angehörige zu den Interessierten. Sie konnten an den Informationstischen der Welthirntumorhilfe und der Darmstädter Selbsthilfegruppe „Junge Schädel-Hirn-Verletzte“ auch über medizinische Fragen hinaus gehende Tipps zum Umgang mit Hirnerkrankungen bekommen.

Foto: Jürgen Kammerl am Stand der Hirntumorhilfe e.V.

Schließlich, so betont Chefarzt Peter Ulrich, sei eine Hirnoperation ein Eingriff der Leib, Seele und Geist gleichermaßen betreffe. Deshalb sei eine individuelle und ganzheitlich ausgerichtete Orientierung notwendig.
„Neurochirurgie ist ein sehr komplexes Fach, in dem die unterschiedlichsten Erkenntnisse zusammengeführt werden“, sagt Ulrich mit Blick auf Fortschritte in Diagnostik, Forschung und Technik:

Die Entwicklung von Computer- und Kernspintomografie, fortschreitende Zuordnung von Hirnregionen zu Körperfunktionen und endoskopische Operationen, die gezielte Eingriffe in genau lokalisierte Gehirnregionen erlauben.

„Das Ineinandergreifen der unterschiedlichsten Bereiche macht die Neurochirurgie zu einem dynamischen Fach“, betont Ulrich, „und zu einem, das Spaß macht.“ Schließlich hat der Fortschritt dazu geführt, dass Hirnoperationen heute für Patienten wesentlich risikoärmer sind als noch vor wenigen Jahrzehnten.

„Dennoch schürt ein Eingriff in das Gehirn viele Ängste “, sagt der Neurochirurg. Daher lege man nicht nur auf eine fachlich kompetente, sondern auch eine einfühlsame Betreuung Wert.

Veranstaltungsort:
Klinikum Darmstadt GmbH
Foyer des Neubaus der Inneren Medizin
Grafenstraße 9
64283 Darmstadt