Erlebnis WE 2016
ZNS-Begegnungstage in Horath
Vom Mittwoch, den 07. September bis Freitag, den 09.September 2016 fand im Familienhotel Hochwald in Horath (Hunsrück) eine Seminarveranstaltung in Form von Begegnungstagen für Schädel-Hirnverletzte Menschen über 40 Jahre statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der ZNS- Hannelore-Kohl Stiftung.
Fotos: Familienhotel Hochwald
Ziel des diesjährigen Seminares war es, Betroffene von Hirnverletzungen (z.B. verursacht durch Unfall (Schädel-Hirntrauma) oder Schlaganfall, etc.), die über 40 Jahre alt waren, in einer Auswahl von 11 Workshops wie z.B.:
- 1. Die persönliche Fitness steigern durch Einsatz von Wearables
- 2. Offener Erfahrungsaustausch "gelebte Partnerschaft, Liebe und Sexualität" nach einem Unfall
- 3. Fahreignung nach einer Hirnverletzung
- 4. Kreativ sein - Wir wagen uns an einen Stein
- 5. Aquafitness
- 6. Kochworkshop - Rund ums Grillen
- 7. Zumba Fitness
- 8. Tai-Chi Chuan
- 9. Erfahrungsaustausch zum Thema Urlaub mit Handycap
- 10. "ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung - Erwartungen, Wünsche
- 11. Theater spielen - Ich habe was, was Du nicht siehst!
- 12. Chillworkshop - Faulen am Pool (außerplanmäßig)
praktische Hilfestellungen zu geben. Rund 27 Betroffene nahmen das Angebot der ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung wahr und besuchten die Seminarveranstaltung. In diesem Bericht möchte ich meine Erfahrungen schildern, die ich mit einigen Workshops machte, sowie über die Zeit, die wir gemeinsam neben den Workshops verbrachten.
Mittwoch, 7.09.2016
Alles begann an diesem Tag. Von unserer SHG-Darmstadt durften diesmal 5 Gruppenmitglieder an diesen Begegnungstagen teilnehmen. Gespannt fuhren wir also am frühen Mittwochvormittag mit zwei Autos von Darmstadt nach Horath. Nach knapp zweistündiger Fahrt kamen wir am Familienhotel gut an. Bis zur Zimmerbelegung hatten wir noch rund 2 Stunden Zeit, die wir zu fünft im Biergarten des Hotels bei kühlen Getränken und einer herrlichen Aussicht verbrachten. Andere Seminarteilnehmer stießen dazu.
Fotos: Der Hotelbiergarten
Um 14.00 Uhr erfolgte dann die gemeinsame Begrüßung und die Vorstellung des Veranstaltungsverlaufs durch Helga Lüngen, Rainer Kutyma und Markus Frechen von der ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung. Danach, so gegen 14.30 Uhr erfolgte dann für uns SHG'ler die Zimmerbelegung. Von 15.00 – 18.00 Uhr begannen dann schon die ersten Workshops Nr.1 bis Nr.4.
Meine Wenigkeit besuchte als einziges SHG-Mitglied den Workshop Nr.2. In diesem Workshop wurde den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, das wichtige Thema "Partnerschaft" aufzugreifen. In diesem geschützten Rahmen gab es natürlich auch Raum für das Tabuthema "erfüllte Sexualität", welches von den sieben Teilnehmern intensiv und offen wahrgenommen wurde. Ein sehr gelungener Workshop, der viel Interesse und Gesprächsbereitschaft bei den Teilnehmern hervorrief. Um 18.00 Uhr trafen wir uns alle dann zum ersten mal gemeinsam zum Abendessen mit anschließender Abendgestaltung im Familienhotel. Nach dem Abendessen sammelten sich alle im Biergarten...
Fotos: Teilnehmer im Biergarten
Dort wurden bis zur späten Stunde interessante und lustige Gespräche geführt. Bei warmen Sommertemperaturen war das ein sehr schöner Ausklang des ersten Seminartages. Natürlich gab es auch jene, die bis spät in die Nacht keine Müdigkeitserscheinungen hatten. Als dann doch die Geisterstunde überschritten war, trieb es auch die Ausdauerndsten ins Bett.
Donnerstag, 8.09.2016
Gut gestärkt nach dem Frühstück fanden die nächsten Workshops Nr.4 bis Nr.7 von 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr statt. Zuvor jedoch sammelten wir uns alle im „Begrüßungsraum“ wieder, wo dann die einzelnen Workshopteilnehmer den entsprechenden Workshopleitern zugewiesen wurden. Im nachfolgenden Foto sind die Teilnehmer des Workshop Nr. 4 zu sehen.
Foto: Teilnehmer des WS4 (Specksteingruppe)
An diesem Tag interessierte mich ungemein der Workshop Nr.5 (Aquafitness). Insgeheim hoffte ich ja, dass wir dort auch Zwergen Halma spielen würden. Jedoch ließ sich der Trainer nicht darauf ein.
Fotos: Die Aquafitnesstruppe WS5
Dieser Workshop war die ideale Betätigungsart bei diesem warmen und schönen Wetter. Anfänglich folgten wir aufmerksam dem Trainer am Beckenrand, der uns mit Wassergymnastik gut 20 Minuten auf Trab brachte. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als plötzlich ein Ball im Pool auftauchte. So lenkte der Ball alle Teilnehmer etwas ab, so dass keiner mehr auf den Trainer achtete, der sich vergeblich am Beckenrand bemühte. Kurz entschlossen hüpfte auch der Trainer ins Wasser (Rainer mit Ball)…
Foto: Wir spielen Wasserball
Spontan bildeten wir zwei Mannschaften für ein Wasserballspiel. Auch bei der Torgestaltung war unser Trainer sehr kreativ. Am Beckenrand lagen noch mehrere Nudeln von den vorhergehenden Gymnastikübungen. Je zwei Nudeln wurden so lange gebogen, bis sie einen stabilen Torbogen bildeten. Nun konnte das Spiel beginnen…
Fotos: Beim Wasserball
Ruckzuck verging die Zeit, als sich schon das Mittagessen zügig näherte. Nach dem gemeinsamen Mittagssnack konnte ab 14.00 Uhr jeder Teilnehmer bis zum Abendessen seine Zeit frei gestalten. Das Hotel bot hierzu zwei Pools, ein Hallenbad, Sauna, Boule, Kegelbahnen, u.a. Einrichtungen, wo man sich gut amüsieren konnte. Natürlich waren die meisten bei diesem herrlichen Wetter am Pool und erfrischten sich im kühlen Nass.
Fotos: Carsten und Silke beim plantschen
Unser spontaner Chillmanager Burkhardt, der die Leitung des außerplanmäßigen "Chillworkshops Nr.12" übernahm, klinkte sich schon bald als erstes aus, sodass alle auf sich selbst gestellt waren, welches aber überhaupt kein Problem darstellte...
Foto: Die unermüdlichen Chiller (Chillmanager, rechts im Bild)
So kam es, dass einige Teilnehmer spontan erneut im großen Becken eine Runde Wasserball einläuteten. Aufmerksame Chiller am Beckenrand feuerten mit Cocktails und Getränken die Spieler an. Manche taten dies auch im Traum…
Natürlich nutzten wir alle die Zeit neben den sportlichen Wasseraktivitäten, um einfach am Pool die Seele baumeln zu lassen. Ruhen und Entspannen bei herrlichem Sonnenschein, genialen Getränken und einer fantastischen Atmosphäre sorgten für einen traumhaften Nachmittag. Besonders unruhig wurde plötzlich Wolfgang. Er verspürte ein großes Spielbedürfnis. So kam es, des er plötzlich in den Gängen des Hotels verschwand. Auf dem Weg zur „Getränkeausgabe“, wo ich mir ein kühles Bier holen wollte, fand ich Ihn dann ganz vertieft in einem Nebenraum beim Bauen…
Fotos: Wolfgang spielt
Der Nachmittag verging viel zu schnell, so dass man sich schon wieder auf das Abendessen vorbereiten musste. Welch ein schwieriger Prozess für die Chiller, aus dieser Ruhephase wieder am realen Geschehen teilnehmen zu müssen.
Nach aller Überwindung schafften es dann doch die „Chiller“ sich für das Abendessen vorzubereiten. Um 18.30 Uhr trafen wir uns alle wieder im Biergarten zum gemeinsamen Abendessen. Der letzte gemeinsame Abend brach an…
Foto: Jürgen und Chillmanager Burkhard in ausgelassener Stimmung (vor dem Essen)
Ein gelungenes Abschlussessen in Form von Grillen wurde den Seminarteil-nehmern an diesem Abend serviert. So konnten wir alle ein letztes mal gemeinsam einen sehr schönen Abend verbringen, welcher es ermöglichte, wieder neue Freundschaften und Kontakte zu knüpfen. Viel zu schnell ging der Abend vorüber. Nach und nach wurden es immer weniger Teilnehmer, da bei vielen die Augenlider ziemlich schwer wurden. Wie am Vortag gingen viele zu Bett und sammelten ihre Kräfte für den letzten Seminartag. Aber zwei hartgesottene Seminarteilnehmer, löschten erst um 1.30 Uhr das Licht!
Freitag, 9.09.2016
Nach dem gemeinsamen Frühstück begannen um 9.00Uhr die letzten vier Workshops WS8 bis WS 11. Hier möchte ich über die Workshops Nr. 9, Nr.10 und Nr.11 berichten. Diese waren:
• Erfahrungsaustausch zum Thema Urlaub mit Handycap (WS9)
• "ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung - Erwartungen, Wünsche (WS10)
• Theater spielen - Ich habe was, was Du nicht siehst! (WS11)
In dem Workshop Nr. 9 wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wo man Urlaub mit Handycap verbringen kann und worauf man achten sollte, um einen sorgenfreien Urlaub verleben zu können.
• Welche Veranstalter gibt es?
• Wo kann ich mit Handycap Urlaub machen?
• Wo erhalte ich Hilfe?
Auf diese und viele andere Fragen wurde in diesem Workshop eingegangen und beantwortet.
Im Workshop Nr.10 wurden von den Seminarteilnehmern unter anderem nicht nur Wünsche und Vorschläge für Workshopthemen bei zukünftig geplanten Begegnungstagen gesammelt. Aber auch andere interessante Themen wurden bei diesem Workshop aufgegriffen, wie zum Beispiel geplante Veranstaltungen und Hilfsangebote in der Zukunft.
Der Workshop Nr.11 hatte den Zweck den Teilnehmern zu vermitteln, dass man mit Selbstbeherrschung, Geduld und viel Humor in spontanen Lebenssituationen reagieren sollte. Das Motto des Workshops lautete:
„Ich habe was, was Du nicht siehst!“
Foto: Die Slogans der Workshopteilnehmer
Zu diesem Motto bekam jeder Workshopteilnehmer einen Slogan, den er dann auf seine eigene Art humorvoll und schauspielerisch darstellte. Dies geschah während der offiziellen Verabschiedung vor allen Seminarteilnehmern. Alle hatten bei diesen köstlichen und herrlichen Darbietungen sehr viel Spaß.
Fotos: Vorstellung der Stand-Up Comedy von Wolfgang und Klaus
Sein Motto lautete: "Besser dreimal nichts gesagt, als einmal etwas falsches"
Nach den einzelnen Darbietungen folgte gleich im Anschluss die offizielle Verabschiedung. Leider gingen die drei Tage wieder viel zu schnell vorüber. Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen traten die Seminarteilnehmer nach und nach die Heimreise an.
Foto: Gruppenfoto der Seminarteilnehmer
Ein herzliches Dankeschön an die Sponsoren und die Veranstalter dieses Seminars für die wertvollen und erlebnisreichen drei Tage, die immer ein Lichtblick im Leben eines Schädel-Hirnverletzten Menschen bedeuten. Meinen persönlichen Dank möchte ich an die Seminarleiter Helga Lüngen, Rainer Kutyma und Markus Frechen richten, die es immer wieder schaffen, Menschen, die an diesen Seminaren teilnehmen, unvergessliche Momente zu schenken.
Vielen Dank!