Selbsthilfegruppe für jung und jung gebliebene Schädel- Hirnverletzte

Erlebnis WE 2013


ZNS-Erlebniswochenende in Mainz

Von Montag, den 08. Juli 2013 bis Mittwoch, den 10. Juli 2013 fand im INNdependence Hotel in Mainz ein insgesamt 3-tägiges Seminar von der ZNS-Hannelore-Kohl Stiftung für Schädel-Hirnverletzte Menschen über 40 Jahre statt. Rund 38 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren bei diesem Seminar aktiv dabei.

Fotos: Das INNdependnce Hotel in Mainz

Für den Gruppenleiter der SHG-Darmstadt war dieses Seminar die sechste Seminarteilnahme in Folge. Auch andere Mitglieder der SHG-Darmstadt haben schon mehrmals an solch einer Veranstaltung teilgenommen. Ein gutes Zeugnis für die Veranstalter der ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung für ihre hervorragende Kreativität und Einfallsreichtum, jedes dieser Seminare zu einem Erfolgserlebnis zu gestalten, ohne dass sich die Inhalte wiederholen.

Fotos: Bei einem Workshop

ZNS steht als Abkürzung für „Zentrales Nervensystem“. Das Gehirn ist dessen Schaltstelle und wichtigstes Organ zur Kontrolle unserer Sinneswahrnehmungen, unseres Empfindens, unserer Reaktionen, Aufmerksamkeit und Konzentration, unseres Sprechens, Bewegens, Verhaltens, Denkens, Handelns und Fühlens. Wird das zentrale Nervensystem beschädigt, sind die Folgen schwerwiegend und bei vielen Unfallopfern bleiben dauerhafte Defekte zurück. Ziel des Seminarwochenendes war es erneut, Betroffene von Hirnverletzungen (z.B. verursacht durch Unfall oder Schlaganfall, etc.), die über 40 Jahre alt waren, in einer Auswahl von vielen Workshops wie z.B.:

WS 1: Mein Alltagshelfer auf vier Pfoten
WS 2: Selbstbestimmt leben mit Hilfe einer persönlichen Assistenz
WS 3: Sport und Entspannung
WS 4: Feldenkrais Methode – zur Förderung der körperlichen und geistigen Beweglichkeit
WS 5: Selbstbewusst auftreten – Stilberatung kann helfen
WS 6: Alles Theater
WS 7: Erste Hilfe Kurs
WS 8: Du willst mich kennen lernen – Dir werde ich’s zeigen

praktische Hilfestellungen für ihre Lebenssituation zu geben.

Aber nicht nur die Workshops waren ein sehr großer Anreiz, sondern viel mehr das Wiedersehen der Teilnehmer vom letzten Treffen. Alles begann am Montagnachmittag um 14.00 Uhr. Um diese Zeit fand die Begrüßung der Teilnehmer statt. Nach einer kurzen Einführung in den Programmablauf durch das ZNS-Team, fanden ab 15.00 Uhr die ersten Workshops statt (WS1 bis WS3). Um 18.00 Uhr folgte dann das gemeinsame Abendessen. Nach dem Essen trafen wir uns alle auf der Hotelterrasse. Dort verbrachten wir noch ein paar gemeinsame Stunden und ließen so den ersten Seminartag ausklingen.

Fotos: Auf der Hotelterrasse

Erschreckenderweise hatte der Biervorrat des Hotels nur noch für zwei große Pils und zwei Hefeweizen gereicht, sodass wir doch etwas improvisieren mussten. Zum Glück war da eine Tankstelle nicht weit weg ...

Eine der Hauptfragen von vielen Teilnehmern war es, wie man z.B. mit den Folgen der Behinderung umgeht? Letztendlich wird durch eine schwere Schädel-Hirnverletzung das gesamte Lebenskonzept beeinflusst und verändert. Erneut gab es bei dieser Veranstaltung die Chance, sich nach den Workshops mit Gleichgesinnten zu unterhalten, sich kennenzulernen und so neue Kontakte zu knüpfen.

Der Dienstagmorgen begann mit einem gemeinsamen Frühstück, das um 9.00 Uhr endete. Im Anschluss stellte sich das Führungspersonal des INNdependence Hotels vor. In einem Vortrag wurde von Herrn Alexander Tränkmann und Herrn Schmidt das Arbeiten in einem Integrationsbetrieb erläutert. Anhand dieses Hotelbetriebes, in der eine große Anzahl von behinderten Menschen arbeitete, wurden uns eindrucksvoll die Funktionsweise und die Abläufe des Betriebes erklärt. Neben den acht interessanten Workshops, von denen die Nr.3, Nr.4 und Nr.8 mein größtes Interesse weckten, fand unter anderem am Dienstag-Nachmittag, den 09.07.2013, um 14.00 Uhr eine gemeinsame Besichtigung des ZDF-Sendezentrums in Mainz statt.

Vom INNdependence Hotel ging es am Dienstag um 14.00 Uhr, mit dem Bus direkt zum Lerchenberg. Auf dem ZDF-Gelände angekommen, warteten wir schon gespannt auf die Besichtigung.

Fotos: ZDF-Besuch in Mainz

Dabei wurden wir durch die Aufnahmestudios Nr.1 bis Nr. 3 geführt, wo teilweise Licht Einmessungen für Livesendungen vorgenommen wurden. Im Studio 1, welches auf die HDTV Aufnahmetechnik ausgelegt ist, wurde unserer Gruppe eindrucksvoll der Greenboxeffekt dargestellt und erklärt.

Fotos: Oben im Studio 3, Unten im Studio 1

Also Fernsehtechnik hautnah. Anschließend wurden wir noch auf das Gelände geführt, wo am Sonntag stets der Fernsehgarten produziert wird. Ein beeindruckendes Gelände. Hier wurde uns erklärt, dass aus technischen Gründen die Lieder der Interpreten stets im Vollplayback abgespielt werden. Nur wenige Künstler singen Teilplayback. Sehr schnell gingen die zwei Stunden vorüber. Letztendlich kamen wir wieder am Hauptgebäude an. Dort wurde zum Schluss noch ein Gruppenfoto gemacht...

Foto: Gruppenfoto im ZDF

Nach der Aufnahme sammelten wir uns wieder vor dem Eingang des Hauptgebäudes, stiegen um 16.30 Uhr in den Bus ein und die Fahrt ging weiter. Im Anschluss an dieser sehr informativen Besichtigung erfolgte der Besuch eines Biergartens in der Mainzer Innenstadt, nahe am Rhein. Bei sonnigem Wetter konnten wir so eine ausführliche Schmierung unserer ausgetrockneten Kehlen und eine ordentliche Magenfüllung vornehmen. Dabei kam unter den Teilnehmern (Betroffene, Angehörige und ZNS-Team) eine sehr gute Stimmung auf. Das gesellige Beisammensein krönte bis 20.00Uhr den Abschluss des Gruppenausfluges.

Fotos: Gruppenfoto im Biergarten

Wieder im Hotel angekommen, folgte dann bis spät in die Nacht auf der Terrasse die Fortsetzung des lustigen Beisammenseins, diesmal mit „bestückter“ Getränketheke...

Schnell vergingen die ersten beiden Tage, sodass schon wieder der Mittwoch gekommen war. Nach dem gemeinsamen Frühstück folgten ab 9.00 Uhr die letzten beiden Workshops des Seminares.

Hier möchte ich besonders den Workshop Nr.8 „Du willst mich kennen lernen – Dir werde ich’s zeigen!“ hervorheben. Es war beeindruckend, wie sich die Teilnehmer eine Kontaktanzeige vorstellen und diese formulieren würden. Anonym wurden dann anschließend die einzelnen Anzeigen vorgelesen und besprochen.

In einem anderen Versuch sollten sich die Workshopteilnehmer gegenseitig beschreiben, so wie er/sie auf ihn wirkt. Z.B. Teilnehmer Nr.1 sollte ehrlich den Teilnehmer Nr.3 beschreiben.

  • Welche positiven Eigenschaften hatte er/sie?
  • Wie wirkte er/sie auf ihn?

Alle Charaktereigenschaften der Teilnehmer wurden vom Seminarleiter am Flipchart erfasst. Das erstaunliche daran war, dass überwiegend positive Charakterzüge der Teilnehmer zur Sprache kamen. Eigenschaften, die die Teilnehmer in den zuvor verfassten Kontaktanzeigen nicht aufgeführt hatten! Eine Erkenntnis, die die Teilnehmer für die nächste Formulierung bestimmt anwenden werden. Nach dem Workshop folgte dann unmittelbar die offizielle Verabschiedung und um 12.00 Uhr fand das letzte gemeinsame Mittagessen statt. Nach dem Essen traten dann die Teilnehmer allmählich die Heimreise an.

Fazit:
Zu helfen, ist das Ziel und die Aufgabe der ZNS-Hannelore Kohl Stiftung. Aber auch wir, die Mitglieder der SHG-Darmstadt haben uns dies zur Aufgabe gemacht. Denn die Verunglückten und besonders die jungen unter ihnen haben ihre Zukunft noch vor sich und eine neue Chance im Leben verdient. Es war also wieder einmal ein sehr gelungenes und hilfreiches Seminar, welches ich jedem Betroffenen und Angehörigen zur Teilnahme empfehlen kann. Besonders wertvoll war es aber, von den Erfahrungen anderer zu lernen!

Unser herzlichstes Dankeschön geht an das gesamte ZNS-Team für diese gelungenen drei Tage. Einen besonderen Dank möchten wir an Carsten Freitag aussprechen, der die Planung der Veranstaltung organisierte.