SA-Bus 2014
Herzenssache Schlaganfall
Oft schmerzlos, aber lebensgefährlich!
Fotos: Schlaganfallbus auf dem Ludwigsplatz
Eine mobile Aufklärungskampagne informierte am Freitag, den 4. Juli 2014 auf dem Ludwigsplatz in Darmstadt von 10 Uhr bis 16 Uhr über Risiken eines Schlaganfalls und Präventionsmöglichkeiten. Die deutschlandweite Aufklärungstour stoppte an diesem Tag in Darmstadt mit dem roten Doppeldecker-Schlaganfall-Info Bus. Unterstützt wurde die bundesweite Kampagne und Aufklärung in rund 40 Städten von regionalen Kliniken, lokalen Selbsthilfegruppen und Krankenkassen. Ärzte des Darmstädter Klinikums, Rettungsdienste und die SHG-Darmstadt informierten die zahlreichen Besucher über ihre Arbeit. Unsere Selbsthilfegruppe wurde zu diesem Event vom Veranstalter, dem Klinikum Darmstadt eingeladen. Natürlich nahmen wir die Gelegenheit wahr und unterstützten das Vorhaben...
Foto: Ein Besucher am Stand der SHG-Darmstadt
Tatsache ist, dass statistisch gesehen, jeder Sechste von uns in seinem Leben einen Schlaganfall erleidet. Ein Umstand, der durch das Wissen um Risiko-faktoren und Prävention verhindert werden könnte. Doch die Risiken werden oft unterschätzt. Um dies zu ändern, wurde die bundesweite Kampagne „Herzenssache Schlaganfall“ ins Leben gerufen.
- Haben Sie einen zu hohen Blutdruck?
- Oder Herzrhythmusstörungen?
- Oder sind Sie Diabetiker?
- Rauchen Sie?
Das waren einige der Fragen, die Günter Hedtmann den Besuchern am Freitagvormittag auf dem Ludwigsplatz stellte. Schon eine einzige mit „Ja“ beantwortete spricht für ein leicht erhöhtes Schlaganfall-Risiko.
Fotos: Ärzte beim Gespräch
„Aber es gibt auch viele, die vier oder fünf mit ja beantworteten“, sagte Hedtmann – das spricht dann für ein deutlich erhöhtes Risiko. Vielen sei das nicht bewusst, befand der Oberarzt in der Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Darmstadt. Hedtmann glaubt auch zu wissen, warum:
„Ein Herzinfarkt geht in der Regel mit Schmerzen einher, ein Schlaganfall ist oft schmerzfrei. Alles, was ohne Schmerzen kommt, wird unterschätzt.“
Dabei ist der Hirnschlag die dritthäufigste Todesursache in Deutschland nach Herzinfarkt und Krebs. Jedes Jahr erleiden rund 270 000 Deutsche einen. Und: Es kann jeden treffen, nicht nur Ältere. Auch das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Ziel war es, mit einer umfassenden Aufklärung über die Erkrankung, die Anzahl von Schlaganfällen deutlich zu verringern. Unabdingbar ist das Erkennen von Warnzeichen:
Denn nur wenn Vorerkrankungen frühzeitig diagnostiziert und Symptome im Ernstfall richtig gedeutet werden, kann man einem Schlaganfall und den Folgen entgegenwirken.
Fotos: Besucher informieren sich
Das konnte auch der Gruppenleiter der Selbsthilfegruppe SHG-Darmstadt bestätigen. "Immer jünger werden die Betroffenen, die zu uns den Weg finden", so Jürgen Kammerl.
Um aufzuklären, tourt seit April der rote Doppeldecker-Bus der Kampagne „Herzenssache Schlaganfall“ durchs Land. Ins Leben gerufen wurde die vom Pharmakonzern Boehringer Ingelheim in Kooperation mit der Stiftung deutsche Schlaganfall-Hilfe und der Schlaganfallgesellschaft. Der Risiko-Selbsttest mit Ja- und Nein-Fragen zum Ankreuzen war nur eines von vielen Angeboten an diesem Tag. Im Inneren wurde der Bus in ein mobiles Untersuchungszimmer verwandelt. Hier hatte Denise Larissa Pfeiffer von der Kardiologie im Klinikum gut zu tun, sie misste am laufenden Band Puls, Blutdruck und Blutzucker. Bei auffälligen Messwerten konnten sich die Besucher draußen bei den Ärzten gleich fachlichen Rat einholen.
Fotos: Ratsuchende Besucher
Mit dabei war auch der Rettungsdienst der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg. Einblick konnte man in einen offenen Rettungswagen nehmen und sich dabei informieren, welche Maßnahmen bereits während der Fahrt ins Krankenhaus getroffen werden können. Bei den Ergo-, Physiotherapeuten und einer Logopädin vom Klinikum Darmstadt konnte man sich über Therapie-möglichkeiten informieren sowie beim Sozialdienst über Nachsorge- (Pflege-) und Reha-Maßnahmen.
2000 Schlaganfall-Patienten aus dem Großraum Darmstadt landen pro Jahr in der Stroke Unit des Klinikums, sagt Rainer Kollmar, Direktor der Neurologie. Worauf es vor allem ankomme, sei schnelles Handeln. „Mit jeder Minute verringert sich die Wirksamkeit der Medikamente“, so Kollmar. Und die Gefahr, dass bleibende Schäden wie Lähmungen zurückbleiben, steigt. Darum ist schon vor Eintreffen im Krankenhaus keine Zeit zu verlieren. Innerhalb von zehn Minuten muss ein Rettungswagen beim Patienten sein, nachdem ein Notruf einging. Das ist in Hessen vorgeschrieben, erläutert Rettungs-assistent Maik Kunze vom Deutschen Roten Kreuz. Nicht zu spät die 112 wählen!
Aber der schnellste Rettungswagen allein nützt nichts, wenn bei einem Schlaganfall-Verdacht zu spät die 112 gewählt wird. Die deutsche Schlaganfall-Hilfe informierte deshalb an einem Stand darüber, welche Symptome die Alarmglocken läuten lassen sollten. (Siehe auch hier auf der Unterseite "Rat und Hilfe/SA-Erkennung").
Foto: J. Kammerl beantwortet Fragen der Besucher
Ein Schlaganfall ist zwar immer lebensbedrohlich, aber ein sofortiges Todesurteil ist er nicht. Dennoch müssen Betroffene und Angehörige erst lernen, mit der Krankheit und möglichen bleibenden Schäden umzugehen.
Für uns, als Selbsthilfegruppe hat sich dieser Tag gelohnt. Nicht nur die Blutzuckermessung war ein interessantes Ereignis, die sich für den Gruppenleiter mit einem beruhigenden Ergebnis vollzog. Viele Besucher interessierten sich neben den attraktiven Informationsangeboten des Klinikums auch für die Arbeit der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe SHG-Darmstadt. Zahlreiche Besucher kamen zum Stand und sprachen den Gruppenleiter an. Ihre Fragen waren vielfältig. So zum Beispiel in Bezug auf die Krankheitsbewältigung, Schlaganfallvorsorge, Vorsorgevollmacht und Amtsfragen. Einige Betroffene und Angehörige kamen auch an den Stand um einfach nur ihr Herz auszuschütten.
Durch die unmittelbare Nähe der Fachärzte des Klinikums, war diese Veranstaltung ein optimales Zusammenspiel der SHG-Darmstadt und dem Klinikum Darmstadt. Fachspezifische Fragen, die die Besucher an den Gruppenleiter der SHG-Darmstadt stellten, konnten somit gleich durch die am und im Bus stehenden Ärzte Prof. Kollmar, seinem Teamkollegen Dr. Günther Hedtmann und mit Dr. Hiller Moehlis von der Medizinischen Klinik I - Kardiologie und internistische Intensivmedizin - beantwortet werden. Wir, die SHG-Darmstadt danken dem Klinikum Darmstadt, für die Einladung zur Teilnahme an dieser erfolgreichen und wertvollen Veranstaltung!